„Wilhelm von Borries lebte von 1815 bis 1890, also in einer Zeit, in der sich in der Welt und in der Landwirtschaft im Besonderen ein großer Wandel vollzog. Ich brauche nur an die Namen der epochemachenden Wissenschaftler Liebig und Thaer erinnern. An dieser Zeit nahm Wilhelm von Borries als ein Mann von geistigem Interesse und hoher Lebensethik regen Anteil und suchte nach der Lebensweisheit bei den Geistesgrößen des 18. Und 19. Jahrhunderts. Es ist bezeichnend für ihn, dass er im Jahr des 100. Geburtstags von Goethe, seiner jungen Braut Goethes gesammelte Werke schenkte. In jedem der 40 Bände schrieb er für sine Braut eine Widmung. So schrieb er in dem Band „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ das Goethe-Zitat: „Wie kann man sich selbst kennenlernen? Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche Deine Pflicht zu tun, und Du weißt gleich, was an Dir ist. Was aber ist Deine Pflicht? Die Forderung des Tages.“
Und von dieser Forderung des Tages ließ er sich treiben, setzte für sie seine Geistesgaben ein und wurde einer der großen Pioniere der deutschen Pflanzenzucht.
Es ist die Frage berechtigt, was damals in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Wilhelm von Borries veranlasste, sich ausgerechnet mit der Züchtung von Futterrübensamen zu beschäftigen. Lag irgendeine Anregung von außen im Interesse der Landeskultur oder dgl. vor? Die vorhandenen Aufzeichnungen beweisen eindeutig, dass das nicht der Fall war. Seine Züchtungsarbeit ging vielmehr ausschließlich auf die betriebs- und volkswirtschaftlichen Erkenntnisse und auf das züchterische Talent dieses Wilhelm von Borries zurück. Davon ließ er sich leiten oder – um bei seinen Worten zu bleiben – ließ er sich treiben.“
Dr. Leopold Graf von der Schulenburg, anlässlich 125 Jahre Saatzucht W. von Borries-Eckendorf